Frank Corcoran

Irish Composer

MY TRAIL-BLAZING “EROICA” BROADCAST FOR N.D.R, IN 2010

Beethovens ” EROICA ” – Sinfonie Frank Corcoran

Sprecher : Allgemeine Musikzeitung ( 1805 ) Sp 321 :

” Bey Herrn von Würth wurde die beethovensche Sinfonie aus C dur mit präzision und Leichtigkeit gegeben. Eine herrliche kunstschöpfung. Alle Instrumente sind trefflich benützt, ein ungemeiner Reichthum schöner Ideen ist darin prächtig und anmuthig entfaltet, und doch herrscht überall Zusammenhang, Ordnung und Licht.
Eine ganz neue Sinfonie Beethovens ( zu unterscheiden von der zweyten ) ist in einem ganz anderen Styl geschrieben. Diese lange, für die Ausführung äusserst schwierige Komposition ist eigentlich eine sehr weit ausgeführte, kühne und wilde Phantasie. Es fehlt ihr gar nicht an frappanten und schönen Stellen, in denen man den energischen, talentvollen geist ihres Schöpfers erkennen muß; sehr oft aber scheint sie sich ganz ins regellose zu verlieren. Die Sinfonie beginnt mit einem sehr stark instrumentierten Allegro aus Es, darauf folgt ein Trauermarsch aus C moll, welcher in der Folge fugenartig durchgeführt ist. Nach diesem kommt ein Allegro scherzo und ein Finale , beyde auf Es. Ref. gehört gewiss zu Hrn. v. beethovens aufrichtigsten verehrn; aber bey dieser Arbeit muß er doch gestehen, des Grellen und Bizarren ellzuviel zu finden, wodurch die Übersicht äusserst erschwert wird und die Einheit beynah ganz verloren geht! ”

Warum “Eroica” ? Warum be Beethoven ? Warum eine “Eroica” Sinfonie ? Wer war der Held ? Was ist das Heroische ? Wie klingt “heroische” Musik ? Bei dem Beethoven des Anfangs des 19. Jahrhunderts ?
Auch beim zweiten Hören des neuen Werkes war der Korrespondent des Allgemeinen Musikzeitung ziemlich baff!

SPRECHER : ” In diesem Konzert hörte ich die neue Beethovensche Sinfonie aus Es ( auf dem Anschlagzettel war unrichtig Dis angegeben ) , von dem Komponisten selbst dirigiert, von einem sehr guten Orchester aufführen. Aber auch diesmal fand ich gar keine ursache, mein schon früher gefälltes Urtheil zu ändern. Allerdings hat diese neue B.sche Arbeit große und kühne Ideen, und wie man von dem genie dieses Komponisten erwarten kann, eine große Kraft der Ausführung; aber die Sinfonie würde unendlich gewinnen ( sie dauert eine ganze STUNDE ! ) , wenn sich B. entschliessen wollte, sie abzukürzen, und in das Ganze mehr Licht, Klarheit und Einheit zu bringen; Eigenschaften, welche die Mozartschen Sinfonien aus G moll und C dur, die Beetnovenschen aus C und D, und die Eberlschen aus C und D , bei allem Ideenreichthume, bey aller Verwebung der Instrumente, und bey allem Wechsel überraschender Modulationen durchaus niemals verlassen. So ist hier z. B. statt des Andante ein Trauermarsch aus C moll, der in der Folge fugenartig durchgeführt wird. Aber jeder Fugensatz ergötzt blos durch diewahrgenommene Ordnung in scheinbarer Verwirrung; wenn nun auch bey öfterem Anhören der Zusammenhang selbst der angestrengten Aufmerksamkeit entgeht, so muss dies jedem uneingenommenen Musikkenner sonderbar auffallen. Auch fehlt sehr viel, dass die Sinfonie allgemein gefallen hätte. ”

MUSIK 1. Satz 1. T. 1 – 18. Ausblenden.

Kurz gesagt, Beethovens ” EROICA” war ein Flop , eine Misgeburt, die Form mißkalkuliert, die Musiksprache dieses Neutöners viel zu kompliziert! Seine 3. Sinfonie war völlig unverständlich !
Wieso denn konnte ein anderer Musikkritiker nur zwei Jahre später etwas ganz Anderes berichten ?

SPRECHER: ” Von neuen Productionen in dieser Gattung hörten wir eine Sinfonie von Gyrowetz aus D dur, von brillantem Effect, zwei von Friedrich Schneider in Leipzig, die von vielem Talent und Feuer zeigen, und endlich vor allen Beethoven´s neue große Symphonie, die größte, originellste, kunstvollste und zugleich interessanteste aller Symphonien, ein Product , das ein immerwährendes Denkmal des Genies, der reichen Phantasie, des tiefen Gefühls und der ausgebildeten Kunst ihres Verfassers bleiben wird, und die man wohl als hohe Ideal dieser Gattung aufstellen könnte, ohne deshalb ungerecht gegen die vortrefflichen Symphonien Mozart´s und Haydn´s zu seyn, und ohne zu vergessen, daß selbst dieses geniale und große Kunstwerk nicht so da seyn würde, wie es jetzt da ist, wenn nicht jene früheren herrlichen Symphonien – Beethovens frühere miteingerechnet – ihm vorangegangen wären. ”

Anton Schindler erzählt in seiner Biographie Beethovens ( 1840 ) :

SPRECHER: ” Die erste Idee zu der Symphonie soll eigentlich von General Bernadotte ausgegangen sein, welcher damals französischer Gesandter in Wien war und Beethoven sehr schätzte. So hörte ich von mehreren Freunden Beethovens. Auch Graf Moritz Lichnowsky ( Bruder des Fürsten Lichnowsky ) , der oft mit Beethoven in der gesellschaft Bernadottes war …. hat es mir so mitgeteilt.”

Begonnen wurde die EROICA wahrscheinlich schon in 1801, wenn auch der erste Satz und das Scherzo erst aus dem Jahr 1803 stammen. Zu dem Trauermarsch, der noch in diesem Jahr den Komponisten ungemein beschäftigt hat , soll Beethoven durch den Tod Sir Ralph Abercrombies angeregt worden sein, der als General der englischen Armee seinen in der Schlacht bei Alexandria am 21. März 1801 erhaltenen Wunden sieben Tage später erlegen ist. So habe ich das gelernt als damals junger Kompositionsstudent an der Dubliner Uni der sechsiger Jahre. Stimmt das ? Wir werden es nie mit Sicherheit wissen. Sicher ist eins:
die von Beethoven revidierte, von einem kopisten herrührende Partitur-Reinschrift der EROICA , die bei der Auktion des Beethovenschen Nachlasses im Jahr 1827 für 3 Gulden 10 Kreutzer von dem Wiener Tonsetzer Josef dessauer erworben wurde und jetzt im Archiv des gesellschaft der Musikfreunde in Wien aufbewahrt wird, während die vom Meister selbst gefertigte Partitur verschollen ist, war von Anfang bis Ende durch Verbesserungen und radierungen entstellt. Auf dem Titelblatt stand:
” Sinfonia Grande ( hier sind die zwei Worte ” Intitolata Bonaparte” ausradiert …. ) 1804 im August del Sigr. Louis van Beethoven . Sinfonia 3. Opus 55 . NB. 2. Das dritte Horn ist so geschrieben, daß es sowohl von einem primario als secondario geblasen werden kann . ”

MUSIK 2. Satz 1. T. 1 – 23. Ausblenden

Die erste Partiturausgabe erschien bei Simrock in Bonn im Jahre 1821.

SPRECHER: Karl van Beethoven am 12. Februar 1805 an den Musikverleger Breitkopf und Härtel:
“Mein bruder glaubte anfangs, da er die Symphonie noch nicht gehört hatte, sie würde zu lang sein, wenn der erste Teil des ersten Stückes wiederholt würde, aber nach öfterer Aufführung derselben fand es sich, daß es sogar nachteilig sei, wenn der erste Teil nicht wiederholt würde.”

Dann folgt eine für das Jahr 1805 sicherlich erstaunliche Bitte:

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